Die Berliner Gleimstraße bietet zwei sehr unterschiedliche Anblicke. Der Ostteil der Straße zeigt Berlin wie es in trendy Reiseführern üblich ist: bunt, weltoffen, lässig. Die Geschäfte reihen sich aneinander, hier kann man Sushi essen, irisches Bier trinken und sein Leben coachen lassen. Geht man aber den langen, dunklen Gleimtunnel hindurch, zur Westseite der Straße, betritt man eine andere Welt. Adieu Prenzlauer Berg, willkommen in Wedding.
Nicht, dass die Fassaden abblättern oder dass das Pflaster kaputt ist, aber man spürt Dürftigkeit. Die Leute wirken ärmlich, Laden fehlen. Es gibt eine auffällige Ausnahme: Eine elegante Tortenwerkstatt mit einer kleinen Terrasse. Vorigen Sommer ist er aus Prenzlauer Berg hierher gezogen, erzählt Inhaber Ronny Schmeil, das gehobene Milieu langweilte ihn, er wollte mal experimentieren. Ein Experiment ist es in der Tat geworden: Wenn er von der Zukunft redet, fallen immer wieder die Worte „schwer“ und „schwierig“. Gelassen sagt er, während in seinem Lokal leise Jazz spielt: „Wir lassen uns überraschen, aber erstmal kostet es einen ganzen Haufen Geld.“ Man fürchtet, der Sprung war vielleicht zu weit.
Der Gleimtunnel ist auch eine ethnische Trennlinie. Der östliche Teil der Gleimstraße lag früher in der DDR und da sieht man fast nur einheimische Deutsche, ergänzt mit Touristen und Wahl-Berliner aus der gesamten westlichen Welt. Im anderen Straßenteil dominieren die Türkischstämmigen, Kopftücher sind hier keine Kleidungsstücke der alternativen Szene, sondern Zeichen der Religiosität. Die starke Trennung führte den Kabarettisten Rainald Grebe zu dem Songtext: „[In Prenzlauer Berg] kann man Spanier und Franzosen und sogar Engländer sehn / Willst Du Türken am Schnauzbart zubbeln, musst Du in’n Wedding gehn.“ Mehr als zwanzig Jahre nach dem Ende der Berliner Teilung scheint die Mauer noch immer zu stehen. Oder ist das zu viel nach dem ersten Eindruck geurteilt?
Um eine Stadt in den Griff zu bekommen, stehen zwei Wege zur Verfügung, einen harten und einen weichen. Der harte Weg ist mit Dateien, Tabellen und Karten gepflastert. Hier wird gezählt und aufgelistet, getrennt und objektiviert. Das Ergebnis ist immer ein Rückblick: Wie hat ein Viertel sich entwickelt?
Die weiche, subjektive Methode versucht, die Zeichen der Stadt zu lesen: Welche unterschwelligen Bewegungen gibt es, und wie könnte man sie interpretieren? Man sucht Anzeiger, wie die Kanarienvögel, die Bergbauer früher in den Minen mitnahmen. Wenn der Vogel aufhörte zu singen, wusste man, die Kohlenmonoxyd-Konzentration war zu hoch.
Aber wie weiß man, welche Kanarienvögel die Entwicklung der Stadt pfeifen? Dafür braucht man doch zuerst Daten. Keine grobe Daten, wie zum Beispiel auf Bezirksebene, aber sehr genaue. Also erstmal zum Amt für Statistik Berlin-Brandenburg.
Seit 2006 reden Statistiker nicht mehr von Bezirken, Kiezen oder Vierteln, sondern von „Lebensweltlich orientierten Räumen“ (LORs). Flächendeckend ist Berlin in 447 dieser, im Schnitt 7500 Einwohner beherbergende Räume, aufgeteilt. Die LORs hören sich vielleicht theoretisch und schräg an, aber anders als Postleitzahlgebiete, die die Stadt nur völlig administrativ aufteilen, haben sie auch in der Realität eine Bedeutung: Meistens sind es kleine Gegenden, die durch Hauptstraßen, S-Bahnlinien, Parks oder Flüsse voneinander getrennt sind.
Gleimstraße-West gehört zum LOR 01033201: Hier hat mehr als ein Viertel der Einwohner einen türkischstämmigen Migrationhintergrund. Auf der anderen Seite des Tunnels liegt der LOR 03061131, da stammen exakt 18 Einwohner ursprünglich aus der Türkei, also jeder Fünfhundertste.
Die Gleimstraße ist keine Ausnahme. Wenn man die ganze LOR-Liste nach Anteil der Türkischstämmigen sortiert, dann taucht ab Platz 109 ab und zu ein LOR aus dem ehemaligen Osten auf, und erst ab Platz 250 werden die Ost-LORs vielfältiger. Aber überzeugender noch ist es, die Daten auf einer Karte einzuzeichnen: Im Osten wohnen kaum Deutschtürken und die ehemalige Mauer ergibt sich an vielen Stellen messerscharf. Ein ähnliches Bild erscheint, wenn man die Arbeitslosenprozentsätze einzeichnet: Auch dann ist die Mauer, mit links vielen dunklen Flecken, sofort zu erkennen, dazu kommen aber noch Konzentrationen in den Plattenbaugebieten an den östlichen Stadtgrenzen.
Die Trennlinien verschärfen sich über die Jahre. Das im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Berlin durchgeführte Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010 folgert, dass die „räumliche Konzentration von sozialen Problemen [sich] anscheinend verfestigt hat.“ Schon Jahre ist davon die Rede, dass zum Beispiel Wedding ein Prozess der Gentrifizierung – das heißt der sozialen und kulturellen Aufwertung des Viertels – bevorsteht. Im Monitoringfindet man davon keine Spur, im Gegenteil, Wedding steigt weiter ab. Insgesamt elf LORs beherbergt Groß-Wedding, sieben davon hatten bereits 2008 den niedrigsten Entwicklungsindex. Voriges Jahr ist ein weiterer LOR abgerutscht, die westliche Müllerstraße, wo ich meinen Berliner Wohnsitz habe.
Spielhallen als Kanarienvögel
Wenn ich meine Wohnung in Berlin-Wedding verlasse, gibt es über eine Strecke von nicht einmal hundertfünfzig Metern sechs Lokale, wo ich mir professionell mein Geld entwenden lassen kann: Bet 3000, Spielcafé, Café Corner, nochmal Bet 3000, Café Shisha Live Sport und Albers Wettbörse. Und dann lasse ich die Eckkneipen und Imbissrestaurants, die ein paar Spielautomaten in der Ecke aufgestellt haben, noch außer Betracht.
Diese Trefferquote ist überraschend für eine Straße, die im rezenten Spielhallenüberblick des Berliner Abgeordnetenhauses nicht vorkommt. Der Grund: Das Parlament hat wörtlich nur nach Spielhallen gefragt, und obwohl auch Wettbüros das Betreiben des Glücksspieles als Ziel haben, sind diese also nicht aufgelistet. Es gibt zwar ein paar Unterschiede – Spielhallen müssen zum Beispiel total verriegelt sein, damit keiner hereingucken kann und nebenbei verführt werden könnte -, aber die Atmosphäre der Straße wird von Wettbüros genauso stark beeinflusst.
Spiellokale sind symbolisch für Armut: Es sind vor allem die Armen, die sich dieser Art des Hasards hingeben. Deswegen machen Spielhallen und Wettlokale da auf, wo sie wohnen. Ein anderer Standortvorteil ist die Anwesenheit vieler Türkischstämmiger, weil sie wesentlich mehr und öfter um Geld spielen. Auch auf eine andere Art und Weise deuten diese Lokale Armut an: mit den Gewinnen sind Inhaber imstande, Mieten zu bezahlen, die normale Geschäfte in armen Vierteln nicht eintragen können.
Kann man Spiellokale aber auch tatsächlich als Kanarienvogel des sozialen Abstiegs benutzen? Wenn man die 494 Spielhallenadressen in einer Karte Berlins einträgt, ist es als sind die Karten von Berlintürken und von Arbeitslosen übereinandergeschoben worden. Und ganz klar sieht man, wie die ehemalige Mauer die Stadt neu teilt: Die Spielhallenkonzentrationen liegen westlich dieser Linie, gerade dort, wo es viele Arbeitslose, Türkischstämmige und die Kombination von beidem gibt. Eine weitere Konzentration findet man in Marzahn/Hellersdorf, auf der Ostseite Berlins. Weil Spielhallen da wegen fehlender Türken nur von Arbeitslosen leben müssen, sind sie dort allerdings weniger vielfältig, genau wie die Wettlokale.
Auch eine Karte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zeigt eine auffällige Ähnlichkeit mit der Spielhallenkarte: die Karte der „Aktionsräume plus“. Im Juni 2010 hat der Senat auf der Grundlage eines komplexen Systems mit Status- und Dynamikindikatoren entschieden, die Aktionen für sozialräumliche und städtebauliche Entwicklung auf fünf Gebiete zu konzentrieren.
Wenn man die Augen ein bisschen zusammenkneift und zwischen seinen Wimpern auf die Spielhallenkarte guckt, erscheinen glattweg die gewählten Gebiete: Spandau-Mitte, Wedding/Moabit, Kreuzberg-Nordost, Neukölln-Nord und Nord-Marzahn/Nord-Hellersdorf. Nur einer dieser Aktionsräume liegt im ehemaligen Ost-Berlin, der Rest liegt im Westen. Und wiederum ist die verschwundene Mauer auf der Karte ganz klar zu sehen.
Am 12. Mai 2011 hat der Berliner Senat als erstes Bundesland ein eigenes, strenges Spielhallengesetz verabschiedet. Innerhalb von 500 Metern von Kinder- und Jugendeinrichtungen, so wie von anderen Spielhallen, werden künftig keine Spielhallengenehmigungen mehr erteilt. Ob das Stadtbild sich dadurch ändern wird, ist jedoch die Frage: Bereits bestehende Spielhallen sind ihrer Existenz bis Mitte 2016 sicher und außerdem sind Wettlokale von diesem Gesetz nicht betroffen.
Auch Expats lieben Bionade
Fast alle Dateien vom Amt für Statistik beziehen sich auf Problematische Verhältnisse: Empfänger von Existenzsicherungsleistungen, Kinder und Jugendliche mit Migrationhintergrund, Langzeitarbeitslose und so weiter. Dieser Fokus ist verständlich: eine Demokratie fordert, dass die Behörden negative gesellschaftliche Tendenzen im Auge haben und bekämpfen. In den Orten der Stadt, wo es positive Entwicklungen gibt, braucht man staatliche Einmischung weniger. Und wenn schon, dann melden die Bewohner sich von alleine laut und deutlich.
Aber wo entwickelt die Stadt sich eigentlich? Wo tickt sie, wo brodelt es, wo ziehen die Menschen wegen der Lebendigkeit und Urbanität des Milieus gerne hin? Es gibt natürlich Dateien mit Haushaltseinkommen, die man „andersherum“ benutzen könnte, dass heißt, man nehme nur die Reichen in Augenschein. Aber das Ergebnis wäre nicht nur vorhersehbar, aber vor allem fehl am Platz: Man würde nur die Villengegenden, die Botschaftsviertel und die grünen Ausläufer der Stadt herausfinden, also ein Bild des Wohlstandes, aber nicht der Vielfalt der Stadt.
Die Suche nach einem Pendant zu den Spielhallen fängt auch in meinem eigenen Viertel an, wenn ich merke, dass es gar nicht einfach ist, in Wedding biologisches Essen einzukaufen. Auf der Webseite der „Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg“ finde ich wohl gemerkt zwei Adressen. Der Widerspruch zu Prenzlauer Berg – mittlerweile deutschlandweit bekannt als der Biotop des Bionade-Biedermeiers – könnte kaum größer sein. Für dieses Viertel, das weniger Einwohner hat, listet die Webseite 17 Bio-Adressen auf.
Die Karte Berlins mit der Verteilung der 199 Bioläden ist komplizierter als das der Spielhallen. Die Mauer spielt hier keine Rolle, das Stadtzentrum schon. Vier Konzentrationsgebiete ergeben sich, zusammen bilden sie eine Topografie der alternativen Szene: Schöneberg und Kreuzberg sind die beiden Vorwendeepizentren, beziehungsweise für Intellektuelle und Schwule und für Besetzer und Autonome. In den Neunzigern kam Prenzlauer Berg hoch, gefolgt von Friedrichshain in den Nuller Jahren.
Biologische Produkte sind zwar teurer als Massenwaren aus dem Supermarkt – und aus dem Grund ist es für arme Menschen schwieriger, sich biologisch zu ernähren –, trotzdem weisen Bioläden nur beschränkt auf gut situierte Viertel hin. Zehlendorf und Frohnau zählen zum Beispiel viel weniger Bioläden, als man auf Grund ihres Durchschnittseinkommens ahnen würde.
Wenn nicht Wohlstand, welche harte, statistisch verantworteten Unterlagen gibt es dann für die Biolädenkarte? Die Lösung ergibt sich letztendlich einfach: Der Anteil von Menschen mit einem Migrationhintergrund aus der „alten“ Europäischen Union, als sie noch 15 Mitglieder hatte. Gerade die Menschen, die aus diesen Ländern nach Berlin gezogen sind – Studenten, Expats, Künstler, Freiberufler –, bilden die moderne, kreative Stadt und ermöglichen die Bioläden.
Bei Amerikanern ist die Überschneidung mit Bioläden nicht so präzise, weil sie, mehr als die „alten EU-Bürger“, den reichen Westteil der Stadt bevorzugen, und die beliebten Teile des Ostens bei ihnen deshalb unterrepräsentiert bleiben. Wen man jedenfalls nicht als Maßstab nehmen kann, sind alle heutigen EU-Stämmigen zusammen. Die Ähnlichkeit mit der Biokarte verlischt in dem Fall, weil die armen Teile des Westens überrepräsentiert sind. Anders gesagt: Engländer und Luxemburger sind größere Bionadetrinker als Bulgaren und Slowaken. Die Letzteren führen dann auch kein Expatsleben.
Wo Bioläden und Spielhallen sich treffen? Westlich der Mauer.
Seit zwei Jahren ist Neukölln-Nord hot, es ist Berlins neue Attraktion. War dieses Viertel zuvor nur synonym mit Drogen, Kriminalität, Schulausstieg und sogar der gescheiterten multikulturellen Gesellschaft – so Bezirksbürgermeister Buschkowsky –, jetzt eilen Touristen aus aller Welt und ganz Deutschland sowie neugierige Berliner hierher. Die alternative Szene, die hier seit kurzem gewachsen ist, grenzt sich schon von ihren Nachfolgern ab: derjenige, der in der Szenekneipe Freies Neukölln eine Latte Macchiato zu bestellen wagt, wird angebrüllt, dass es hier nur Milchkaffee gibt.
Ist das alles bloß eine Medienhype, oder zeigen auch die Statistiken, dass hier etwas los ist, vielleicht sogar ein Prozess der Gentrifizierung? Wenn man die Karten der Spielhallen und der Bioläden studiert, fällt auf, dass Neukölln-Nord – das die LORs 08010301 und 08010303 umfasst – auf beiden eine prominente Position einnimmt. Beide Kanarienvögel findet man dort ziemlich häufig: Es gibt sieben Spielhallen und vier Bioläden. Und es geht den letzteren gut, so öffnet „Rübezahl Naturkost“ Ende August 2011 einen neuen Laden, der viermal größer ist als der alte.
Ganz klar wohnen zwei Seelen in der Neuköllner Brust. Ob es sich dabei bloß um Parallelgesellschaften handelt, die einander auch in der Zukunft kaum berühren werden, oder dass die Spielsüchtigen und die Bionadetrinker einander beeinflussen werden, wissen nur Wahrsager. Jedenfalls hofft Bürgermeister Buschkowsky, dass der Trend der hereinziehenden „Bio-Deutschen“ sich durchsetzt. „Ein bisschen Gentrifizierung brauchen wir hier wohl“, untertreibt er.
Neukölln-Nord ist natürlich nicht das einzige Viertel, wo beide Typen Geschäften sich nebeneinander niederlassen und zusammen das typisch großstädtische Gemisch von Widersprüchen und Gegensätzen darstellen. Es gibt Gegenden, die damit noch viel besser ankommen. Wenn man Spielhallen und Bioläden kombiniert, ergibt sich eine Spitze von sieben LORs und dabei taucht die Mauer wieder auf als unsichtbare Trennlinie.
Nur zwei dieser Spitzenviertel liegen im ehemaligen Osten: Der Helmholtzplatz im nördlichen Prenzlauer Berg und der Traveplatz im Friedrichshain. Genauso überraschend wie unverkennbar liegt der Schwerpunkt aber in West-Berlin. Und die fünf westlichen Viertel liegen nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, auf einen Haufen rundum Kreuzkölln, sondern weit verstreut. Okay, der Kreuzberger Graefekiez ist kein Unbekannter, genau wie Friedenau. Aber die Moabiter Emdener Straße wird auch viele Berliner überraschen, sowie die Tempelhofer Manteuffelstraße und der absolute Hammer: Alt-Tegel in Reinickendorf.
Die West-Berliner Dominanz ist der Paradoxeffekt des Fokus, der in den vergangenen zwanzig Jahren völlig auf den Osten gerichtet war. Alle Aufmerksamkeit und Andacht, und auch eine ordentliche Menge Geld, wurden dahingezogen. Die westliche Stadthälfte blieb im Schatten zurück und rutschte teilweise sogar ab. Unter dem Radar der internationalen Aufmerksamkeit hörte sie selbstverständlich nicht auf sich zu entwickeln, aber diese Transformation verlief nicht in geraden Linien, wie zum Beispiel der Aufstieg von Prenzlauer Berg und Friedrichshain, oder der langsame aber beständige Absturz von Marzahn.
Westlich der Mauer ist die städtische Entwicklung von Brüchen und Rissen geprägt: Sprünge vorwärts und Ruckfälle wechseln sich ab. Manche Orte sahen, wie ihr Wohlstand ungehindert wuchs und schliefen dabei ein, andere verlotterten und erfanden sich am Boden neu. Bezeichnend ist die rezente Gesundung des Kurfürstendamms: nach zwei Jahrzehnten des Abstiegs ziehen große Modenfirmen wieder zum ehemaligen Berliner Prunkstück.
Eine Kombination von vielen Spielhallen – als Anzeiger sozialer Probleme – und Bioläden – als Zeichen der Gentrifrizierung – ist keine Garantie für eine positive Weiterentwicklung einer Gegend. Oft singen beide Kanarienvögel quer und schräg durcheinander, statt schön zusammen zu musizieren. Aber genau diese Disharmonie kann das städtische Klima bereichern.
Gerade in West-Berlin findet man die Lücken und Nischen der Stadt, die eine eigene Atmosphäre haben, eine Interkulturalität, die über die Fassade der Schönfärberei hinausgeht. Mit ihrer Vielschichtigkeit und Mehrdeutigkeit bilden diese Viertel den Nährboden für gesellschaftliche Entwicklung, neue Integrationsmodelle und die kreative Industrie. Die Zukunft Berlins liegt im Westen.