Der niederländische Finanzminister Kees Jan de Jager ähnelt in der Krise seinem deutschen Amtskollegen Wolfgang Schäuble – auch er betont, dass die privaten Banken und Versicherungen einen “substantiellen” Anteil an der griechischen Umschuldung liefern müssten und sieht “keine Alternative” zum Milliardenpaket.
Die üppigen Finanzhilfen schüren eine breite anti-griechische Stimmung, geben Rechtspopulisten neuen Aufwind. Geert Wilders, Vorsitzender von Hollands einflussreichster Populistenpartei, der Partei für die Freiheit (PVV), nutzt jede Gelegenheit, um die angebliche “Stimme des Volkes” herauszubrüllen.
“Zu Recht wollen die Niederländer den unzuverlässigen Griechen keine Milliarden bezahlen”, hetzt Wilders, “schon gar nicht, wenn sie im eigenen Land die Sparmaßnahmen ausbaden müssen.” Der Politiker ist sich dabei für keine Aktion zu schade: Anfang Juni stieß er die Griechen sinnbildlich aus der Währungsunion, als er mit einem riesigen Drachme-Schein bewaffnet bei der griechischen Botschaft in Den Haag klingelte. Die Tür öffnete ihm allerdings niemand.
Laut einer Umfrage sind 58 Prozent der Niederländer dafür, dass Holland weitere Hilfeleistungen für Griechenland verweigert. Die Touristenverbände verzeichnen weniger gebuchte Urlaubsreisen nach Griechenland als im Jahr zuvor.
Die Boulevardzeitung “De Telegraaf” spielt mit der Massenstimmung und fährt eine aggressive Kampagne. Ein Korrespondent beschreibt etwa, wie die Demonstranten auf dem Syntagma-Platz in Athen erst um 11 Uhr am Vormittag aufwachen würden: “Sich auspennen, das passt nahtlos in die griechische Tradition.”
Die anti-hellenische Stimmung bleibt nicht ohne Folgen. Ein griechisch-stämmiger Gastwirt aus Deventer, so liest man in den Lokalzeitungen, werde neuerdings beschimpft als “fauler Scheiß-Grieche”. Vasilis Michailidis betreibt seit Anfang der neunziger Jahren ein Restaurant, nun bekommt er Drohbriefe.